Auf dem Weg zur Predigt

„Höre, Israel, der Herr unser Gott, ist der Herr allein.“ (5. Mose 6,4), heißt es im Predigttext des kommenden Sonntags bei Luther. Dieses Bekenntnis wird als klassisches Zeugnis der Wende zum Monotheismus gesehen.

Taliban, Boko Haran, ISIS: Mich beschäftigt das Verhältnis der Religionen zur Gewalt. Leistet der Monotheismus der Intoleranz und damit der Gewaltbereitschaft der Religionen Vorschub?

Ich lese gerade einen Artikel des Münchner Alttestamentlers Christoph Levin. Er sagt: Nach dem Fall des Nordreichs Israel 722 übernahm das Süddreich Juda die Traditionen des Nordreichs, auch den Namen Israel und den Glauben an den Gott Jahwe. „Höre, Israel, Jahwe unser Gott, Jahwe ist einer“ bedeutete vor diesem Hintergrund: ‚Der Gott Jahwe, der jetzt bei uns verehrt wird, ist derselbe Jahwe, der bisher im Nordreich verehrt wurde.’

Als exegetische Erklärung finde ich das interessant. Die alttestamentliche Forschung ist seit meinen Studienzeiten völlig neue Wege gegangen. Ich hätte Lust, noch einmal zu studieren. Allerdings: Die Frage nach dem Monotheismus und seinem Verhältnis zur Gewalt bleibt.